Das Projekt des Rheinischen Radverkehrsreviers startete 2023 zunächst mit dem Schwerpunkt auf der grundsätzlichen Konzeption und mit der Diskussion über erforderliche Standards für ein komfortables, flächendeckendes und sicheres Netz an Radschnellverbindungen und Radvorrangrouten im überörtlichen Alltagsverkehr. Sechs Machbarkeitsstudien, die den gesamten Projektraum geographisch abdecken, liegen inzwischen vor oder befinden sich in der Fertigstellung. Entsprechend stand bei der jetzigen Jahreskonferenz die Frage im Vordergrund, wie eine möglichst zeitnahe Realisierung der überörtlichen Radverkehrsachsen gelingen kann. In seiner Begrüßung machte Viktor Haase, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW, deutlich: „Wir wollen seitens des Landes NRW an pragmatischen Lösungen arbeiten, um zu einer schnellen Umsetzung und dem schnelleren Bau von überörtlichen Radverbindungen zu kommen.“ Das Rheinische Braunkohlerevier hat großes Potenzial für die Steigerung des Radverkehrs nicht zuletzt mit der Vision großer Seen, die nach Beendigung des Braunkohletagebaus entstehen werden.
Realisierungsstrategie gefordert
Die Förderung des Radverkehrs ist Teil der Strategie für die Mobilitätswende im gesamten Rheinischen Braunkohlerevier. Das Projekt des Rheinischen Radverkehrsreviers umfasst räumlich neben Mönchengladbach die Städteregion Aachen, die Kreise Heinsberg, Düren und Euskirchen sowie den Rhein-Kreis Neuss und den Rhein-Erft-Kreis. In der Region leben rund 2,4 Millionen Menschen. Dr. Ralf Kaulen vom Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen begleitet das Projekt fachlich: „Nach Abschluss der grundlegenden Studien ist nun eine Realisierungsstrategie für Radschnellverbindungen und Radvorrangrouten die wichtigste anstehende Aufgabe.“ Das Radverkehrsrevier gehe in die Phase, in der Priorisierungen von Maßnahmen und konkrete Entscheidungen der beteiligten Kommunen als Baulastträger für die schrittweise Umsetzung folgen müssen. Die treuhänderische Koordination des Projekts für das gesamte Rheinische Revier erfolgt durch den Zweckverband LANDFOLGE Garzweiler
Konkrete Angebote auf dem Weg vom Plan zur Praxis
„Wir müssen Dynamik, die wir in den vergangenen Jahren gewonnen haben, jetzt aufrechterhalten und einzelne Maßnahmen so steuern, dass sie auf das Ziel eines Netzaufbaus einzahlen“, so Volker Mielchen als Geschäftsführer des Zweckverbands. Praktische Beispiele aus Belgien, den Niederlanden und dem Großraum München machten bei der Konferenz deutlich, dass die Realisierung umfassender Pläne zur Förderung des Radverkehrs auch mit sehr unterschiedlichen Widerständen verbunden ist. Volker Mielchen: „Beim Radfahren kommt der Wind auch manchmal von vorn, dann heißt es durchhalten. Wenn wir beginnen, aus Plänen und Theorie in die Umsetzungsphase zu starten, ist viel Kommunikation erforderlich, um die unterschiedlichen Betroffenen und Beteiligten mitzunehmen.“ Wie wichtig dieser Aspekt ist, machten im Rahmen der Konferenz die Beispiele aus Antwerpen, der Region Utrecht sowie München deutlich.
Konkret wird das Projektbüro Beratung leisten, um die vorhandenen Fördermittel des Landes gezielt und erfolgreich abrufen zu können. Projektmanager Jonas Laub wies darauf hin, dass als Zeitrahmen für die Beantragung und Bewilligung von Fördermitteln des Landes der derzeitigen Förderperiode das kommende Jahr zur Verfügung stehe, bis 2029 müssten dann einzelne Maßnahmen realisiert sein. Insgesamt zielt das Projekt auf den Bau von mehreren hundert Kilometern komfortabler und sicherer Radverbindungen in der Region bis 2040. Die Planungen auf Ebene des Landes NRW für ein Radvorrangnetz reichen noch weit darüber hinaus bis in das Jahr 2070.
Wachsendes Angebot für Radtouristik in der Region
Auch wenn der Fokus im Rheinischen Radverkehrsrevier auf dem Rad im Alltagsverkehr liegt, wird im Ergebnis ein flächendeckendes Netz sicherer und komfortabler Radverbindungen positiv auf den Freizeitverkehr und Tourismus wirken. Im Rahmen des Projektes wird auch die Themenradroute Rheinisches Revier entwickelt, die insbesondere die drei großen Tagebaugebiete Inden, Hambach und Garzweiler miteinander verbinden soll, wo in den kommenden Jahrzehnten die größten Seen in ganz NRW entstehen – nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Matthias Behrens-Egge, Geschäftsführer der BTE Tourismus- und Regionalberatung, stellte Eckpunkte der Entwicklung eines solchen touristischen Angebotes dar. Er sieht sehr großes Potenzial: „Radtouristen sind überzeugt von ihrer Art zu reisen und ihrem Verkehrsmittel sehr treu. Für neue Zielgebiete und neue Themen sind sie aber sehr offen. Vorausgesetzt, dass neben einem gut ausgebauten und ausgeschilderten Netz in einer spannenden Region ein Erlebnis und eine Geschichte auch spannend inszeniert werden. Genau das kann in der Region gelingen.“ In wenigen Wochen wird das Ergebnis einer ersten Machbarkeitsstudie dazu präsentiert.
Breites Netzwerk für Radverkehr
Partner im Projekt sind neben den kommunalen Körperschaften auch Interessenverbände, Verkehrsverbünde sowie Regionalverbände. Dazu zählen als Mitglieder im Steuerungskreis das NRW-Verkehrsministerium, das Zukunftsnetz Mobilität NRW, Straßen.NRW, der Nahverkehr Rheinland, der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, die Radregion Rheinland, die Zukunftsagentur Rheinisches Revier ZRR sowie der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club ADFC Nordrhein-Westfalen.






